Lächelnder Bewohner mit Pflegerin im Pflegehaus

Noch einmal zum Neusiedler See

Ein Traum ging in Erfüllung. Reinhard war beim Surf-Opening in Neusiedl hautnah dabei und konnte Surf-Profis treffen.

76 Jahre ist Reinhold S. alt. Seit einem schweren Unfall vor mehr als vier Jahrzehnten sitzt der gebürtige Steirer im Rollstuhl, kann sich kaum bewegen. Das Sprechen fällt ihm schwer. In den ersten Jahren nach dem schweren Schicksalsschlag wurde „Reini“ von seiner Mutter gepflegt. Als die Frau diese anstrengende Arbeit nicht mehr allein durchführen konnte, übersiedelte der Sohn in das Pflegehaus „Wiener Neustadt West“ des Samariterbundes – dort lebt er mittlerweile seit mehr als 25 Jahren.

Vor seinem Unfall war Reini auf dem Wasser „zu Hause“. Er liebte das Segeln und Surfen, der Wassersport war sein Leben. Davon zeugt auch sein Surf-Lehrer-Diplom, das nach wie vor in seinem Zimmer in Wiener Neustadt hängt. Noch einmal Seeluft schnuppern, das war sein größter Wunsch …

Das wusste auch das engagierte Team seiner Pflegeeinrichtung. Schnell war die Idee geboren, für Reini eine Wunschfahrt zum Surf-Opening am Neusiedler See zu organisieren. Eine Reise von Wiener Neustadt ins nahe Burgenland scheint auf den ersten Blick alles andere als eine große Herausforderung zu sein. Aber wenn eine Person medizinische Betreuung und Pflege braucht, rücken selbst bescheidene Träume schnell in weite Ferne. Genau für solche Fälle ist die Wunschfahrt gedacht: Mit dem speziell eingerichteten Wunschfahrt-Auto und der umsichtigen Betreuung durch das ehrenamtliche Wunschfahrt-Team können schwer kranke Menschen gut umsorgt an ihren Sehnsuchtsort reisen.

Ende April war es so weit: Reini wurde gemeinsam mit Barbara und Patrizia – zwei Mitarbeiterinnen des Pflegehauses – von den Wunscherfüller:innen abgeholt. Im komfortablen Wunschfahrt-Auto verging die einstündige Fahrt nach Neusiedl wie im Flug. Am See angekommen, gab es für Reini nur ein Ziel: die Surf-Zone! Dank des Entgegenkommens des Veranstalters KGP Events GmbH bekam Reini einen ganz speziellen „V.I.P.“-Status. So konnte er hautnah miterleben, wie die Athlet:innen sich für ihre Fahrt bereit machten bzw. nach ihrem Ritt über die Wellen wieder aus dem Wasser stiegen.

Der einstige Surf-Profi genoss es sichtlich, vom Kai des Neusiedler Sees aus die Sportler:innen bei ihren Manövern und Tricks zu beobachten. Mit glänzenden Augen nahm er jede Bewegung wahr und saugte alle Eindrücke in sich auf. Auch die modernen Boards der Surfer:innen nahm er ganz genau unter die Lupe.

 „Schön, Reini heute so glücklich zu sehen“, zeigt sich Barbara zufrieden darüber, dass ihr Plan mit der Wunschfahrt so perfekt aufgegangen ist. „Normalerweise spricht Reini kaum, es strengt ihn zu sehr an. Aber heute hat er es geschafft, sogar ganze Sätze zu formulieren“, erzählt die Niederösterreicherin begeistert.

Die ehrenamtlichen Wunschfahrt-Begleiter:innen genossen den Tag am See ebenfalls sehr. „Viele glauben, Wunschfahrten würden aufgrund des Anlasses sehr traurig verlaufen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Gemeinsam erlebt man Momente der Freude und des absoluten Glücks“, so Wunscherfüller Wolfgang. Und er setzt nach: „Es wird dabei eigentlich immer sehr viel gelacht.“

Reini verbrachte den ganzen Nachmittag am Neusiedler See. Es waren Stunden voller berührender Momente. Es sind solche „Reisen ins Glück“, die die Wunschfahrt zu einem ganz besonderen Angebot des Samariterbundes machen.

„Es ist sehr, sehr schön“, ließ uns auch Reini während seines Ausflugs wissen. Die Worte kommen ihm nur schwer über die Lippen, aber sie fassen den Tag perfekt zusammen: Keine falschen Sentimentalitäten, keine Trauer – nur pure Freude.

 

 

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